Skip to main content

Die Hausstrecke des RVH

Wissenswertes zur Weser

Weil der Flusslauf der Oberweser durch Wehre oder Staustufen nicht gestört wird, bildet er ein ideales Paradies für Wassersportler aller Art. Die erste Staustufe befindet sich in Hameln! Die Fließgeschwindigkeit an der Wasseroberfläche der Weser bei Höxter beträgt bei mittlerem Wasserstand 1,2 m/sec bzw. 4,5 km/h. Beim für die Schifffahrt höchsten Wasserstand liegt die Geschwindigkeit der Weser bei 1,65 m/sec bzw. 6 km/h.

Dies macht die Weser insgesamt zu einem stark fließenden Gewässer, was für den Ruderbetrieb einige Besonderheiten mit sich bringt.

So zum Beispiel der stärker schwankende Wasserstand und die Strömungsverhältnisse im Fluss, die nicht überall gleich sind. Stromauf wird „unter Land“ gefahren, stromabwärts mit dem „Stromstrich“, dem Bereich der stärksten Strömung.

In den großen Flussschleifen werden die Seiten gewechselt, um in der strömungsarmen Innenkurve zu bleiben. Besondere Vorsicht ist hier bei niedrigem Wasserstand gegeben, weil durch Kiesbänke die Mindesttiefe für Boote von 30 cm nicht immer gegeben ist. Im Bereich von Buhnen, die der Verminderung der Strömung dienen und kleine Biotope entstehen lassen, kommt es zu spürbarer Wasserwirbelung. Deshalb erfordert das Rudern auf der Weser allgemein besondere Konzentration und Steuerkünste der Steuerleute.

Noch eine Besonderheit bietet der Fluss: Unterhalb von Fürstenberg durchströmt die Weser einen tiefen Trog. Hier ändern sich die Wasserverhältnisse schlagartig und man fühlt sich wie auf einem tiefen See.

Auf der Weser wird meist in breiten Skullbooten gerudert, weil diese insgesamt schmaler und leichter zu bewegen sind als Riemenboote.

Das Bootshaus des RVH liegt bei Weserkilometer 68. Unsere Hausstrecke erstreckt sich stromauf:

  • bis Fürstenberg, Dampferanleger, km 62,5 bzw.
  • bis zum „Wäldchen“ (Steinberg), km 62 oder
  • bis Wehrden, km 60

Weserabwärts wird selten gerudert, weil hier die beschwerliche Fahrt stromauf am Ende steht. Fahrtziele sind hier Corvey (km 71), Lüchtringen (km 73) oder Holzminden (km 81).

Kaum sitz man im Ruderboot, hat man das Gefühl, weit ab von der Hektik und dem Alltagsleben zu sein.

Woran liegt das?

Das Blickfeld verengt sich auf die glitzernde Wasserfläche. Auf beiden Seiten steile Böschungen, die den Blick begrenzen, nur weidende Rinder, Radfahrer, Wasservögel und ab und zu ein Angler auf einer Buhne. Andere Wassersportler werden mit einem freudigen „Ahoi“ begrüßt.

Wenige Schiffe fahren, aber dafür manchmal Motorbootfahrer, die meist freiwillig ihre Fahrt drosseln, um die Ruderer nicht zu sehr zu stören. Kein Autoverkehr ist zu hören oder zu sehen, nur zwei Brücken weit und breit.

Das ist Abgeschiedenheit und Beschaulichkeit pur.

Abwechslungsreich und imposant aus der besonderen Perspektive ist die auf 200 bis 300 m ansteigenden Bergsilhouette auf beiden Seiten der Weser: links die steilen Klippen des Muschelkalks, rechts der meist sanft ansteigende rote Buntsandstein des Sollings.

Das Tal der Weser selbst bildet eine 2 - 3 km breite Ausraumzone, die aus eiszeitlichen und jüngeren Sanden oder Kiesen gebildet und landwirtschaftlich genutzt wird. Bei Höxter beträgt die Höhenlage 95 –93 m ü.n.N

Markante landschaftliche Punkte bilden:

  • der Dampferanleger von Wehrden mit Bootssteg und Gastätten (links und rechts der Weser, km 60)
  • der 100 m hohe Steilhang von Fürstenberg (km 62,5)
  • die Eisenbahnbrücke (km 63,5)
  • die Nethemündung (km 64)
  • die idyllische Dorflage von Boffzen (km 65,2)
  • der Ziegenberg (305 m) mit seiner Steilkante (km 67)
  • dahinter der Brunsberg (293 m), von dem die Drachenflieger starten

1948 bis 1973 war die Weser zwischen Boffzen und Höxter offizielle Regattastrecke des DRV mit drei Bahnen und fliegendem Start. Mehrfach wurden hier Wettbewerbe ausgetragen. Geblieben sind die „Klüt-Regatta“ in Hameln (im September) und die Regatta „Das blaue Band der Weser“ in Minden (im Oktober).

Heute finden auf der Oberweser nur noch ab und zu Langstreckenrennen statt, bei denen die Boote im Zeitabstand hintereinander starten.

Alljährlicher Höhepunkt für alle Wassersportler der Weser, aber auch weit darüber hinaus, ist der seit 1970 stattfindende Wesermarathon. Dabei werden folgende Strecken zurückgelegt:

  • 53 km: Hann. Münden - Beverungen bzw. Holzminden -Hameln (Bronze)
  • 80 km: Hann. Münden - Holzminden bzw. Beverungen - Hameln (Silber)
  • 135 km: Hann. Münden - Hameln (Gold)

Veranstaltet wir dieses Spektakel am ersten Maiwochenende, das jedes Jahr 2.000 bis 3.000 Wassersportler anlockt, abwechselnd vom Kanuclub Hann. Münden bzw. Hameln. Es versteht sich von selbst, dass auch der RV Höxter alljährlich mit mehreren Booten vertreten ist.

Kein Wunder, dass der vielgepriesene Landschafts- und Kulturraum der Weser nicht nur viele Fahrradfahrer anzieht, sondern auch Wasserwanderer. Jährlich steuern zahlreiche Gruppen zwischen fünf und zwanzig Personen das Bootshaus des Rudervereins Höxter an, um dort zu übernachten. Einige davon kommen jedes Jahr, und immer wieder andere kommen dazu, die auf Tagesetappen um 40 km die Oberweser erschließen. Sie sind willkommene Gäste im Bootshaus.

Weser und Landschaft lassen sich im übrigen auch auf kleineren Etappenfahrten gut erschließen, weil an mehreren Stellen dauerhafte Bootsstege ausgebracht sind. Dies allerdings nur im Bereich Westfalens, weil hier das Land NRW diese Einrichtungen Anfang der 80er Jahre besonders gefördert hat.

So ist eigentlich alles vorhanden, um das Rudern auf der Weser immer wieder von neuem zum Erlebnis werden zu lassen. Wir hoffen, dass uns dieses schöne Gewässer und das herrliche Panorama erhalten bleibt.

Weser Ahoi!

Martin Koch